Dass in der Silvesternacht Mitarbeitende der Sana Kliniken in Berlin-Lichtenberg körperlichen Angriffen ausgesetzt waren, ist ein Vorfall, der dank seiner Dokumentation per Video in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt ist. „Vorfälle wie dieser sind kein Einzelfall und die Gefährdungslage für Krankenhausmitarbeiter ist signifikant angestiegen“, erklärt Miriam Schnürer, Mitglied des Vorstands im Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen e. V. (BSKI.) und Leiterin der Arbeitsgruppe Gesundheit des BSKI.
Die AG Gesundheit beschäftigt sich seit Langem intensiv mit der Problematik und hat umfassende Sicherheitsstrategien erarbeitet. Bereits 2017 hat ein Survey der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege alarmierende Zahlen zu Gewalt in der Pflege- und Betreuungsbranche enthüllt. 94 Prozent der Befragten gaben an, Opfer verbaler Gewalt geworden zu sein, während 70 Prozent über körperliche Gewalterlebnisse berichteten.
Miriam Schnürer betont: „Es ist inakzeptabel, dass Krankenhäuser zunehmend Schauplätze von Kriminalitätsdelikten werden. Dies gefährdet nicht nur die Sicherheit von Mitarbeitern und Patienten, sondern untergräbt auch das Vertrauen in Gesundheitseinrichtungen.“
Die AG Gesundheit hat nicht nur physische Gewaltdelikte, sondern auch die weiterreichenden Bedrohungsszenarien von deutschen Krankenhäusern untersucht. Dazu gehören Cyberangriffe, Raub, Vandalismus, Anschläge, Sexualdelikte, Betrug, Korruption und Entführungen. Hinzu kommt auch materieller Schaden durch Diebstahlsdelikte: Als Beispiel für die zunehmende Kriminalität in Krankenhäusern kann die Entwendung von Endoskopiegeräten genannt werden. Seit 2015 melden Versicherungen, Krankenhäuser und das Bundeskriminalamt (BKA) einen alarmierenden Anstieg von Diebstählen hochwertiger medizinischer Geräte, mit einem geschätzten finanziellen Schaden von mehr als 28 Millionen Euro.
Die Untersuchungen des BSKI belegen die grundlegende Bedeutung besserer Zahlen und Studien. Nur durch die umfassende Erfassung der Sicherheitsvorfälle können adäquate Maßnahmen ergriffen und die Strategien angepasst werden. „Ein umfassendes Sicherheitskonzept ist nicht nur im Interesse der Gesundheitseinrichtungen, sondern auch im Interesse der Patienten, des Personals und der Gesellschaft als Ganzes.
Die AG Gesundheit hat mit ihren Mitgliedern und Experten des BSKI ein holistisches Sicherheitskonzept für Krankenhäuser erarbeitet. In dieses fließen auch die Ergebnisse des Pilotprojekts „Sicherheitshauptstadt Deutschland“ / „das Naumburger Modell“ mit der Anwendung EVALARM – DiANA für Kommunen mit ein.
Die vorgestellten Sicherheitsstrategien und das holistische Sicherheitskonzept sollen nicht nur die Akteure im Gesundheitswesen, sondern auch politische Entscheidungsträger sensibilisieren und zur verstärkten Umsetzung präventiver Maßnahmen anregen. „Es ist höchste Zeit, die Sicherheit in Krankenhäusern als gemeinschaftliche Verantwortung zu begreifen und entsprechende Schritte für eine sicherere Zukunft zu unternehmen“, betont Miriam Schnürer